Tag 9: Das Bildungszentrum – „Friedrich Fröbel Education Center (FFEC)“: Einweihung des Speisesaals und des Sportraums

Tag 9: Das Bildungszentrum – „Friedrich Fröbel Education Center (FFEC)“: Einweihung des Speisesaals und des Sportraums

Der Empfang war wie immer überwältigend: Laute Trommelrhythmen, elegant und farbenfroh gekleidete Kleinkinder, die jedem Mitglied des Teams eine Rose überreicht haben. Im Spalier aller Schülerinnen und Schüler, die mit bunten Fahnen wedelten, liefen alle zum linken Teil des Hauses. Dort war eine Tür mit grünem Band und einer bunten Blumenkette versehen, darüber die Worte „Dinning Hall“ (zu dt.: Speisesaal) zu lesen.

Das Team bekam die ehrenvolle Aufgabe übertragen, den neuen Speisesaal zu eröffnen. Seit diesem Tag müssen die Kinder nicht mehr in der Mittagssonne auf dem Hof essen, sondern können im kühleren Speisesaal sitzen. Tische und Bänke sollen perspektivisch noch gekauft werden.

Danach ging es eine Etage höher: Wieder ein grünes Band, wieder eine Blumenkette, wieder die Ehre einen Raum einzuweihen, den „Activity Room“ (zu deutsch gemeint: Sportraum).

Nicht schlecht gestaunt hat das Team, als von zwei Schülerinnen ein kleiner Einblick zum Schulablauf gegeben wurde – in Englisch und Telugu.

Die Englischkenntnisse haben sich merklich verbessert, sodass die Sprache nun auch im Umgang mit dem Team genutzt und die Verständigung mit den Kindern erleichtert wird. Eltern oder andere Verwandte der Kinder wurden an diesem Tag in die Schule eingeladen. Sie stellten sich und ihre Kinder gemeinsam dem Team vor und erzählten, wie die Kinder zu Hause lernten, welche Berufswünsche sie verfolgen und wie dankbar sie sind, dass ihnen durch das Bildungszentrum die Chance auf eine kostenfreie Bildung ermöglicht wird.

Der Speisesaal und der Sportraum befinden sich in einem Anbau an dem linken Teil des Hauses, der in den letzten Jahren entstanden ist. Die Kosten für den Anbau sind jedoch längst noch nicht komplett beglichen. Pastor Babu hatte die Arbeiten zu seinen Lebzeiten in Auftrag gegeben (er verstarb im September des letzten Jahres), die Kosten in Höhe von umgerechnet 8.000 € sind jedoch noch offen. Die Spielplatzgeräte vor dem Anbau erhielten augenscheinlich einen frischen Anstrich.

Anschließend wurden alle Kindergartenzimmer und Klassenräume besucht: Von Klein nach Groß zog das Team durch alle Räume und wurde herzlich von Lehrerinnen und Kindern begrüßt: „Welcome to our beloved Germany Team“ (dt. Willkommen unser geliebtes deutsches Team) stand da zum Beispiel an der Tafel geschrieben. 

Erste Englischübungen, die Fähigkeit zu buchstabieren in Englisch, Hindi und Telugu, ein Experiment zur Leitfähigkeit von Metallen, Mathematikaufgaben, Plakate und Kreativaufgaben wurden präsentiert. Drei Jungs haben dem Team stolz ihre Miniaturanfertigung des Bildungszentrums präsentiert. Dieses war sogar mit Licht versehen.

Auch die Lehrerzimmer, die Bibliothek sowie das Computerkabinett wurden besichtigt. Die Computer sind größtenteils veraltet und mitunter nicht nutzbar, weshalb eine Neuanschaffung von 10 Computern wünschenswert wäre. Die Klassenräume sind aktuell nicht vollständig gefüllt. Ca. 200 Schülerinnen und Schüler werden derzeitig dort beschult. Die Direktoren der Schule würden gern mehr Kinder aufnehmen. Etwa 500 Schüler könnten dort beschult werden. Dazu wäre jedoch ein zusätzlicher Schulbus notwendig, der die Kinder von Zuhause, umliegenden Fischerdörfern, abholen würde. Aktuell sind zwei in die Jahre gekommene Schulbusse vorhanden: Sie haben bereits 13 bzw. 15 Jahre ihren Dienst getan. Die indische Gesetzgebung sieht inzwischen vor, dass Busse nur noch 15 Jahre genutzt werden dürfen. Das bedeutet, dass aktuell eigentlich sogar zwei neue Schulbusse benötigt werden würden: 20.000 € würde EIN neuer Bus kosten.

Ehemalige Schüler haben daraufhin berichtet, wie es für sie nach der 10. Klasse weitergegangen ist: Viele haben das Bildungszentrum vom Kindergarten an besucht und diese mit der 10. Klasse abgeschlossen. Jetzt studieren sie oder sind auf anderen weiterführenden Schulen. Sie sind sehr dankbar dafür, dass sie durch das FFEC die Chance auf Bildung erhalten haben und ihnen nun verschiedene Perspektiven für die Zukunft offen stehen. In den Dörfern, aus denen sie stammen, erzählen sie anderen Kindern von ihrer Schule und begeistern sie dafür, auch das FFEC zu besuchen. Eine gute und gleichzeitig natürliche Werbekampagne sozusagen.  Als Indienprojekt freuen wir uns darüber, diese Erfolge miterleben zu dürfen und die Geschichte der Einzelnen hören zu können.

Im März ist gerade die Prüfungszeit der Absolventenklassen. Diese waren dementsprechend während des Besuches einige Schülerinnen und Schüler mit intensiven Lernen für die Prüfungen beschäftigt. Nicht alle von ihnen war die ganze Zeit vor Ort, da die Prüfungen mitunter in anderen Städten stattfinden und die Jugendlichen dann dort in der Nähe übernachten. Ende April beginnen dann endlich die Sommerferien für alle Kinder.

Nächste Vorhaben

Im Anschluss gab es für das Team die Möglichkeit mit dem Direktor und der Direktorin über nächste Vorhaben und aktuelle finanzielle Belange zu sprechen:

Die Wasseraufbereitungsanlage am Bildungszentrum funktioniert aktuell nicht. Es wurde empfohlen, diese zu verkaufen und eine neue Wasseraufbereitungsanlage (Kosten ca. 2000 €) zu beschaffen.

Für einige Räume im Schulgebäude werden Deckenventilatoren benötigt, sodass das Lernen auch bei hohen Außentemperaturen – sie lagen jetzt im März zwischen 30-35 °C und werden weiter ansteigen – erträglich zu machen. Für die Finanzierung der Ventilatoren und die Neuanschaffung von Lehrertischen und Schulbänken konnte während unserer Zeit in Machilipatnam bereits eine Lösung gefunden werden.

Die Fenster im Schulgebäude haben keine Glasscheiben. Es ist jedoch notwendig, diese schließen zu können, um u. a. die Kinder vor dem Eindringen von Schlangen schützen zu können. Deshalb ist die Anschaffung neuer Fensterläden notwendig. Weiterhin müssten weitere Waschräume für die Jungs gebaut werden. Die zwei Vorhandenen reichen leider nicht aus. Die Farbe an den Tafeln blättert inzwischen ab und soll bis zum Beginn des neuen Schuljahres, welches in Indien im Juni beginnt, erneuert werden.

Tag 8 – Sonntag

Tag 8 – Sonntag

Heute ist Sonntag und wir sind nun schon eine Woche unterwegs in Indien.

Nach dem morgendlichen Erwachen(was so gut wie allen hier noch sehr schwerfällt) beginnen wir auch diesen Tag mit einem guten Frühstück. Es ist 10:00 Uhr und wir alle ziehen uns schick an. Es steht der Besuch der Kirche mit Predigt, Vorstellungsrunde und viel Gesang auf dem Plan.

Wie beeindruckend, doch die indische Gemeinde ihren Glauben zelebriert. Nach diesem spektakulären Gottesdienst füllten wir unsere Bäuche erneut beim Mittagessen (scharf muss sein). Einige von unserem Team wollten sich gerne einen Hindu-Tempel anschauen. Auch das wird für uns möglich gemacht und so konnten wir auch ein Stück von dieser Glaubenswelt vor Ort erkunden.

Der Tag nahm dann seinen gewohnten Ablauf mit Spielzeit am Nachmittag, abendlicher Andacht und dem Abendessen und wir fielen wie die Abende zuvor, erschöpft jedoch bereichert in den Schlaf.

Tag 7 – Besuch beim Home of Hope

Tag 7 – Besuch beim Home of Hope

Heute ist schon Halbzeit – Bergfest sozusagen. Dieses beginnen wir in verschiedenen feierlichen Wegen: Der Höhepunkt des Tages war das Treffen mit der Home of Hope Family. Dazu suchten wir einige von den Sachspenden zusammen und packten einen Koffer voll mit Geschenken. Zu diesem kommen wir später zurück.

Zunächst begaben wir uns auf das zukünftige HoH-Grundstück, wo wir herzlich von einem Dorfältesten und seiner Familie empfangen wurden. Das Grundstück musste aufgeschüttet werden, um es bei starken Regenfällen vor Überflutungen zu schützen. Das Fundament und die Säulen für die erste Etage sind bereits fertiggestellt. Aktuell wird nicht gebaut, da für den nächsten Bauabschnitt ein fünfstelliger Eurobetrag benötigt wird, welcher nicht in Raten gezahlt werden kann. Die darauffolgenden Bauabschnitte wurden uns erläutern. Auch die zukünftige Nutzung des Geländes wurde uns erklärt: Bau von Küche und Sanitäranlagen, Fischteich und Anbaufläche zur Selbstversorgung, Wasseraufbereitungsanlage, welche auch vom Dorf genutzt werden kann sowie ein Gemeinschaftszentrum.

Nach einer leckeren Kokosnuss sowie selbstgebackenen Crackern ging es für uns zurück zum Orphans Faith Home (= Waisenhaus), wo die HoH-Family schon auf uns wartete. Während des Mittagessens ereilte uns die Botschaft eines ungebetenen Gastes auf dem Gelände. Doch das Problem wurde schon mittels eines Stockes von einem mutigen Mitarbeiter geklärt. Stolz wurde uns die tote Schlange präsentiert.

Danach konnte endlich die gemeinsame Zeit mit der HoH-Family beginnen: Spielen, Malen, Basteln und miteinander mittels Händen und Füßen kommunizieren. Dabei fanden wir heraus, dass die Kinder inzwischen die Möglichkeit haben in die ortsansässige Schule zu gehen. Die einzige Bedingung dafür ist, dass sie keine Infekte oder offenen Wunden haben. Das ist ein großer Schritt Richtung gesellschaftlicher Akzeptanz! Zum Höhepunkt unserer gemeinsamen Zeit feierten wir den Geburtstag eines Jungen – traditionell mit einer Torte, die stückchenweise dem Geburtstagskind von den Gratulanten gefüttert und dann später an die „Gäste“ verteilt wird.

Die Schokolade für das Schokofondue ließen wir einfach in der Mittagshitze in einer Schüssel schmelzen. Es schmeckte den Kindern und Erwachsenen, was an den Hamsterbacken gut zu erkennen war. Fröhlich und mit vollem Koffer machten sie sich auf den langen Heimweg. Dieser besteht aus zwei Stunden Fahrt zurück zum Inseldorf, da das zukünftige (naheliegende) Zuhause noch nicht bewohnbar ist. Dies ist jedoch keine dauerhafte Lösung, da die Lebensumstände von hygienisch herausfordernden Bedingungen und dem Unmut der Dorfbewohner ihnen gegenüber geprägt ist.

Kurz verschnaufen konnten wir bei einer entspannten Teepause (Chai = Schwarztee mit Milch und Zucker). Anschließend hatte eins unserer Teammitglieder die Chance auf dem Motorroller mit in die Stadt zu fahren. Die Fahrten entsprechen nicht den deutschen Verhältnissen, da die Geschwindigkeit so gering ist (ca. 20-30 km/h) kann man selbst bei einem unplanmäßig entgegenkommenden Fahrzeug rechtzeitig reagieren. Währenddessen fand die Spielzeit auf dem Gelände des Waisenhauses statt und direkt anschließend wieder das Abendprogramm. Die besondere Aufgabe des Leadsingers wurde dieses Mal vom Leiter der Einrichtung persönlich übernommen.

Während des Abendessens fuhren ein Teil der Leiterfamilie zum Flughafen, um die älteste Tochter abzuholen, welche seit einem halben Jahr in Australien wohnt. Wie auch für unsere Ankunft wurde der Hof entsprechend dekoriert und die Kinder standen mit Trommeln und Tänzen bereit. Nach vielen Umarmungen, Freudentränen und Kuchen, der ihr gefüttert wurde, zogen wir uns heute früher als üblich zurück, um die Familie ihre Wiedersehensfreude und gemeinsame Zeit genießen zu lassen.

Tag 6 – Gedenken an den Projekt(mit)initiator

Tag 6 – Gedenken an den Projekt(mit)initiator

„Ich habe einen guten Kampf gekämpft und habe das Ziel erreicht! Den Glauben habe ich unversehrt bewahrt.“ (2. Tim. 4,7)

Dieser Vers aus der Bibel ist eingraviert in dem Grabstein. An diesem Tag haben wir die Ruhestätte von Bischof Babu besucht. Bischof Babu war auf der indischen Seite der Initiator des Indienprojekts. Er hat die Vison eines Bildungszentrums gehabt und seine Vorhaben geduldig und verlässlich umgesetzt. Er, der selbst als Kind von der Straße aufgenommen wurde, hat Hunderten von Kindern ein Zuhause und Zugang zu Bildung ermöglicht. Und das ist nur ein Bruchteil seines Lebenswerk, das er hier in Indien hinterlässt. Im September des letzten Jahres ist er verstorben. Er hatte den Wunsch neben einer Kirche beerdigt zu werden, die ihm sehr am Herzen lag.

Nach seinem Tod ist erstmalig wieder ein deutsches Team vor Ort. Ein Besuch dieser Kirche und seines Grabs war deshalb selbstverständlich. Die Kirche war gut besucht als das Team eintraf. Die Menschen aus Deutschland wurden gebeten sich der Gemeinde vorzustellen, jeder durfte sagen, was ihn mit Bischof Babu verband und was ihn ausgemacht hat. Anschließend sind alle Anwesenden zu seinem Grab gelaufen und es wurde mit Gebet und Blumenblüten abermals Abschied genommen. Ein emotionaler Moment, besonders für die Familie. Der Wunsch eines seiner Nachkommen ist es ihm zu gegebener Zeit an dieser Stelle eine Gedenkstätte zu errichten. Nach dem dort stattfindenden Mittagessen fuhr das Team zurück zur Unterkunft.

Dort erwarteten uns bereits die Koffer, die zwei Tage zuvor von Mumbai auf den Weg gegeben worden waren. Die Überfahrt mit dem Kurierdienst hat geklappt! Juhu! Auspacken, umpacken, sortieren. Wie viele schöne Sachspenden sich auf dem Weg nach Indien machen konnten. Danke! So war das Team perfekt ausgerüstet für die erste Spielzeit dieser Reise. Diese findet während der Anwesenheit des Teams täglich nachmittags auf dem Gelände des Waisenhauses statt: Sackhüpfen, Volleyball spielen, Bewegungsspiele, mit Straßenkreide malen, Armbänder knüpfen, puzzeln, UNO spielen und die Fingernägel der Kinder mit Nagellack verzieren waren die Angebote des Tages. Die Kinder haben sich in Gruppen auf die Teammitglieder verteilt und hatten ihren Spaß – die Erwachsenen ebenso.

Direkt im Anschluss gab es das Abendprogramm. Am Ende haben sich die Kinder die „Zugabe“ eines Liedes gewünscht. Das war eine schöne Rückmeldung für das Team. Besonders die Bewegungslieder bringen den Kindern viel Freude.

Bei einem ausgelassenen Gespräch mit der Familie der aktuellen indischen Projektverantwortlichen klang der Tag fröhlich aus.

Tag 5 – Ankommen, nach einer langen Reise

Tag 5 – Ankommen, nach einer langen Reise

Unsere erste Nacht in Machili war nicht besonders erholsam: die Wärme, die Mücken und die lauten Ventilatoren haben den meisten von uns zu schaffen gemacht. Nach dem Frühstück treffen wir uns auf dem Dach zur Morgenandacht. Wir üben einige Kinderlieder mit Bewegungen, das dient uns auch als Morgengymnastik.

Gegen 11 Uhr dürfen wir der ersten Nähstunde beiwohnen. Zwölf Frauen aus den ärmsten Verhältnissen folgen aufmerksam den Anweisungen des Schneiders. Begeistert darf sich jede an die Maschine setzen, einfädeln und ihre erste Naht machen. Danach besuchen wir zwei Familien aus der Gemeinde: Wir beten für einen Familienvater, der Heilung für seinen infizierten Fuß braucht und für eine sechsköpfige Familie, die gerne am Eigenheim-Programm der Regierung teilnehmen möchte, aber das nötige Eigenkapital nicht aufbringen kann.

Nach dem Mittagessen gehen wir in Machili einkaufen: Wir wollen uns nämlich für den sonntäglichen Gottesdienst landestypische Kleider besorgen. Das Geschäft ist überwältigend: 4 Etagen mit Saris, Punjabis und Herrenmode. Eine Riesenauswahl an Farben und Mustern. Es wimmelt von Kunden und Verkäufern und wir sind als Besucher mittendrin. Nachdem wir alle unsere Wahl getroffen haben, werden wir noch zum Schneider gefahren, der aus manchen gekauften Stoffen maßgeschneiderte Kleidung näht (die Oberteile der Saris werden üblicherweise erst nach dem Kauf aus einem Teil des Saris genäht). Vor der Tür bewundern wir die kunstvolle Handarbeit von drei jungen Männern, die Perlen auf Stoffen sticken.

Aber es ist höchste Zeit zum Waisenhaus zurückzufahren: Die Kinder sitzen schon erwartungsvoll am Boden und warten auf uns. Wir haben also keine Zeit, groß zu proben und improvisieren unseren „Auftritt“. Als Abschluss des Tages werden wir wieder festlich bewirtet. Wir werden bedient und verwöhnt. Besonders genießen wir die Gespräche mit alten und neuen Freunden, die uns erzählen, was sich in den letzten Jahren alles verändert hat. Mit diesen vielen Eindrücken und Erlebnissen fallen wir ins Bett: Morgen wird sicher noch ein emotionaler Tag werden!